
31.08.23 | News
"Kalte Nahwärme" in Mitgliedskommune Markt Schierling
Der Markt Schierling hat mit einer Machbarkeitsstudie die „Kalte Nahwärme“ als treibhausgasneutrale, netzgebundene Wärmeversorgung für das geplante neue Wohngebiet „Am Regensburger Weg 2“ ermittelt.
Bereits vor einem Jahr bestand im Marktgemeinderat bei einem Workshop weitgehend Einigkeit darüber, dass die Wärmewende kommen muss. Der Nürnberger Professor für energiegerechtes Bauen und Gebäudetechnik, Dr.-Ing. Volker Stockinger, hatte die Fakten und Chancen plausibel dargestellt und bekam anschließend mit seinem Unternehmen den Auftrag, mit einer Machbarkeitsstudie im Rahmen der „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW)“ eine treibhausgasneutrale, netzgebundene Wärmeversorgung für das Neubaugebiet „Am Regensburger Weg 2“ im Norden Schierlings zu untersuchen.
Umwelt soweit wie möglich schonen
„Zeit für Klimaschutz“ hieß es im Napoleonsaal des Bräustüberls bei der Präsentation der Ergebnisse. „Wir sind den Weg über die Machbarkeitsstudie gegangen, weil wir etwas bewegen wollen, etwas Großes umsetzen wollen und dafür vom Bund erhebliche Zuschüsse erwarten“, sagte Bürgermeister Christian Kiendl. Er verwies auf die bereits am 8. Dezember 2020 mehrheitlich vom Marktgemeinderat beschlossenen Leitlinien für das Baugebiet und stellte fest: „Unsere darauf folgenden Schritte sind konsequent. Denn das Beheizen der Gebäude mit fossilen Energien ist im Entwurf des Bebauungsplanes ausgeschlossen worden und mit der vorliegenden Machbarkeitsstudie wird belegt, dass es eine Alternative gibt, die unsere Umwelt soweit wie möglich schont.“
Kalte Nahwärme als beste Variante
Hinter dem Begriff verbirgt sich die Versorgung von Wohnhäusern in Neubaugebieten und Quartieren mit Wärmeenergie, die aus der Umwelt in unmittelbarer Nähe des Gebietes gewonnen wird. Die Temperaturen im Kalten Nahwärmenetz sind dabei deutlich niedriger als bei der bekannten Fernwärme, so dass keine "Lieferverluste", sondern Wärmegewinne mit jedem Meter Rohrleitung entstehen. Mittels einer hocheffizienten Wärmepumpe im Gebäude wird anschließend das gewünschte Temperaturniveau hergestellt. Das Prinzip kann im Sommer auch zum Kühlen der Räume genutzt werden.
Kalte Nahwärme macht sich die konstante Bodentemperatur von ca. 10 Grad Celsius zunutze, die ab einer gewissen Tiefe ganzjährig vorherrscht. Die Erdwärme wird mithilfe von Kollektoren, sogenannten Boden-Klima-Tauschern, gewonnen, die in etwa 1,5 Meter Tiefe in den Boden eingelassen werden. Ein Wasser-Glykol-Gemisch in den Rohrleitungen nimmt die Erdwärme auf und transportiert sie über unterirdisch verlegte Leitungen auf die Grundstücke im Wohngebiet. Im Inneren der Gebäude sorgen Wärmepumpen für einen Temperaturanstieg für Heizung und Warmwasser.
Das Ergebnis der Studie: am besten sei die Nutzung der Erdwärme mittels „Agrothermie“. Dazu werden Leitungen in etwa eineinhalb Meter Tiefe in den Boden eingepflügt. Für die Versorgung des gesamten Planungsumfangs sei eine Gesamtfläche von 37.000 Quadratmeter notwendig. Von denen wird ein Teil innerhalb des Baugebietes, und zwar unter dem geplanten Regenrückhaltebecken und dem Spielplatz realisiert. Bürgermeister Kiendl ergänzte, dass außerdem bereits mit der katholischen Pfarrpfründestiftung Einigkeit darüber erzielt wurde, dafür ein knapp 14.000 Quadratmeter großes Grundstück eintauschen zu können. Schließlich wird auch über die im Baugebiet verlegten Wärmeleitungen zusätzliche Umgebungsenergie gewonnen und genutzt.
zur ÜbersichtDer Markt Schierling hat zur Wärmeversorgung des geplanten Wohngebietes „Am Regenburger Weg 2“ eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen, die Prof. Dr.-Ing. Volker Stockinger (Bildmitte) an Bürgermeister Christian Kiendl übergab. Auf dem Foto außerdem von links Maria Politzka von der KERL eG, Rathaus-Geschäftsleiter Manuel Kammermeier, Projektingenieur David Philipp, Klimaschutzmanager Franz Hien und Ingenieurin Selina Schmitt; Foto: Fritz Wallner